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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0017

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DER DEUTSCHE KÜNSTLERBUND f.

gehangt; da sind die beiden Bilder des Slevogt, gut
beleuchtet in ihrer fabelhaften Farbigkeit — wer
von all den so wildmalenden Modernen vermag
einen roten Schuh wie diesen so in ein Bild zu
setzen, vermag so einen Akt zu malen und erst das
meisterhaft gemalte Porträt; wäre der Bode des
Liebermann nicht ein wenig bläßlich daneben?
Da ist der Saal des Hodler, voll herber Majestät,
darinnen der Adler des Gaul wie ein Symbol
steht: aber zwischen Klimt und Slevogt liegt der
Klingergang, dessen Porträtstatuen und weiß-
gerahmte Federzeichnungen von wirrer Graphik
und einer unglaublichen Spiritistensitzung des
Baluschek bedrängt werden — merkt denn nie-
mand, daß wir damit wie mit dem platten Salonbild
des Strathmann genau wieder bei den Sensations-
schinken von ehedem angelangt sind? ■— und
neben Slevogt hängt eine öde Riesenleinwand des
Leistikow; und dicht neben der Kraft Hodlers,
durch eine Applikationsstickerei nicht unwitzig
unterbrochen, die Schwäche L. v. Hofmanns.
Man wird den Gedanken an einen der indischen
Taschenspieler nicht los, die durch immer-
währendes Geschrei den Eindruck ihrer Kunst-
stücke verwirren. Warum nicht einen Saal der
Klarheit; warum nicht Thoma, Dill, Haider,
Liesegang, E. R. Weiß, Alberts, Luntz, Stadler
und Mackensen, vielleicht noch Th. Th. Heine,
O. Sohn-Rethel, Riemerschmid in einen Saal; wie
dankbar wäre das Auge für eine solche Ruhe!

Freilich der Mittelsaal wirkt besser; da steht
inmitten alles Kleinliche bedrohend die bronzene
Löwin des Gaul, da hängen die Bilder mit
wenigen Ausnahmen auf der Rampe, so wie es

heute anderorts längst gute Sitte ist, da vermag
man von einem Bild ungestört vor das andere
zu treten und zu warten, ob es einen anspricht.
Da allein vermag man den Willen dieser Ver-
anstaltung ernsthaft zu prüfen, weil man fühlt:
hierhin ist jedes Stück wohlüberlegt gehängt.
Wie man zu sagen pflegt: aus jeder Ausstellung
sei ein guter Saal zu machen, so scheint man
hier gewollt zu haben: da hängt Liebermann
mit drei Bildern, und wenn auch der Biergarten
eine verworrene Masse schöner Einzelheiten
und das farblose Bode-Porträt doch wohl nicht
die Riesenleistung ist, wie man ihr nachsagt
(man hänge es nur einmal zwischen das schöne
Herrenporträt des Kalckreuth und das Dernburg-
Bildnis des Slevogt, um es verblassen zu sehen),
wenn selbst in seinem schönsten Bild, der
Seilerbahn — das wirklich von einer Meister-
hand gemalt wurde — die Töne mehr an einen
Gobelin als an die Natur erinnern: so ist doch
die Ruhe und Gemessenheit eines großen
Künstlers darin. — Da hängt Trübner mit seinen
Reiterbildnissen, die mit der Gaulschen Löwin
den großen Eindruck dieses Saals bewirken.
(Man nimmt diese grandiosen Bilder ein wenig
als Dekorationsstücke, denkt gar nicht daran,
daß darin ein Können steckt, wie es außer
Trübner heute keinem Meister der Welt eignet;
man durchsuche nur einmal die moderne
Malerei nach Reiterbildnissen und vergleiche,
was vorhanden ist, mit diesen Meisterwerken.)
Daneben die Landschaften des Meisters, wie
Orgelmusik neben der schwächlichen Zieh-
harmonika des Hübner auf der andern Seite. —

Ausstellung Deutscher
Künstlerbund 1905.

Wilhelm Trübner, Karlsruhe. Schloss Hemsbach.
 
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